1. Arbeiter:innen und stolz darauf!

Gewerkschaften sind der Zusammenschluss arbeitender Menschen zur gemeinsamen Durchsetzung ihrer Interessen.

In der Produktionsgewerkschaft haben sich Arbeiter:innen und Lehrlinge aus den Branchen Agrar, Arbeitskräfteüberlassung, Bekleidung, Bergbau, Chemie, Elektrizitätsversorgung, Elektro- und Elektronikindustrie, Erdöl- und Erdgasgewinnung, Genuss, Glas, Leder, Metallindustrie, Metallgewerbe, Mineralöl, Nahrung, Papier und Textil zusammengeschlossen.

Gewerkschaft ist vor allem eines: Eine Gemeinschaft der ihr angehörenden Mitglieder. Es ist ihre Gewerkschaft. Sie sind die Gewerkschaft, gemeinsam mit den darin und für sie wirkenden gewählten Vertreter:innen und hauptamtlich Beschäftigten.

Wir haben als Produktionsgewerkschaft eine klare Vertretungsaufgabe für die Arbeiter:innen und Lehrlinge unserer Branchen und wollen dieser stets gerecht werden – an ihren Interessen müssen wir unser Handeln und unsere Entscheidungen messen: Als PRO-GE, aber auch dort, wo wir als Vertreter:innen der PRO-GE Verantwortung tragen wie im ÖGB, in der Arbeiterkammer, in der Sozialversicherung, in zivilgesellschaftlichen Bündnissen, im Parlament oder in der internationalen Gewerkschaftsarbeit. Wir wissen: Wenn wir diese Aufgabe nicht wahrnehmen, tut es niemand. Das ist eine große Verantwortung.

In der Durchsetzung unserer Interessen als Arbeiter:innen wissen wir, dass wir nur das bekommen, was wir imstande sind, uns zu erkämpfen. In jenen Betrieben, Branchen und Bereichen, wo wir stark sind und selbstbewusst von unserer Stärke Gebrauch machen, haben wir die besseren Erfolge. Aus dieser Erfahrung heraus werden wir in konkreten Auseinandersetzungen noch kämpferischer auftreten.

Für Stärke braucht es Organisationskraft, Mut und Solidarität. Nichts davon kann als gegeben vorausgesetzt werden. Es ist unsere Aufgabe, diese Grundvoraussetzungen nach Bedarf herzustellen, jedenfalls aber zu festigen und zu erweitern – durch die Organisation neuer Betriebe, die Gewinnung neuer Mitglieder, durch Bildungsangebote, politische Diskussionen, Erfahrungsaustausch und gemeinsames Tun.

Solidarität ist unser wichtigstes Gut und eine klare Gegenhaltung zum gesellschaftlichen Egoismus. Es ist die Kraft der Vielen, die uns stark macht, Mut gibt und am Ende auch jeder und jedem Einzelnen nützt. Dieser Nutzen für die Einzelnen ist ungleich höher als der Beitrag, der zu leisten ist. Kollektive Interessenvertretung ist die Grundlage zum Wohlergehen der Einzelnen. Das betrifft unsere unmittelbare Arbeit als Gewerkschaft und die kollektive Organisation unserer sozialen Sicherheit, unseres Sozialstaats.

Gewerkschaft lebt von Nähe, von Vertrauen, von starken Beziehungen – davon, dass wir aufeinander aufpassen und vom Zuhören, vom Hinsehen, vom Verstehen. Wir wollen eine Gewerkschaft sein, in der jedes Mitglied eine Ansprechperson für seine Anliegen hat und kennt. Aus dem Gefühl, dass diese Anliegen gehört, ernstgenommen und vertreten werden (sprich: in guten Händen liegen), entsteht jenes Vertrauen, das Grundlage für starke Beziehungen ist.

Wir und unsere Mitglieder begegnen uns in erster Linie direkt von Mensch zu Mensch, auch wenn es Strukturen gibt, die uns das erschweren (verschlossene Werkstore, wechselnde Einsatzorte, Kleinstbetriebe oder Sprachbarrieren).

Wir sind davon überzeugt, dass man nicht mit brennendem Herzen Teil einer virtuellen Bewegung sein kann, sondern Bewegung spüren muss. Jeder Arbeitskampf, jede Demonstration und jede engagierte Diskussion beweisen es auf‘s Neue. Um dieses Empfinden zu festigen, wollen wir die Möglichkeiten zur Beteiligung und zum Austausch miteinander für unsere Mitglieder erweitern, ohne mit den bestehenden Entscheidungs- und Gremienstrukturen in Konkurrenz zu treten.

Wir haben Augen und Ohren für das, was unseren Mitgliedern wichtig ist, was sie bewegt. Es sind unsere gewählten Funktionär:innen und unsere Beschäftigten, die ihnen zuhören, die sehen, wie es ihnen geht.

Dieses Wissen um die echten Anliegen unserer Kolleg:innen ist die Grundlage für alles, was in diesem Arbeitsprogramm steht – und das ist gut so! Daher nehmen wir dieses Arbeitsprogramm ernst und es hat für uns eine hohe Verbindlichkeit. Für vieles von dem, was wir erreichen wollen, brauchen wir auch andere. Besonders herausgearbeitet haben wir aber das, was wir selbst tun können. Es ist unser Arbeitsprogramm und wir legen jene Arbeit fest, die wir selbst als PRO-GE leisten wollen und werden.

Teil dieser Arbeit ist der Anspruch, ständig besser zu werden, eine lernende Organisation zu sein, uns permanent an die Anforderungen der Gegenwart und der Zukunft anzupassen. Dazu wollen wir das Bewusstsein für die demografische Zusammensetzung unserer Mitglieder und die damit verbundenen Herausforderungen schaffen und sicherstellen, dass unsere gewerkschaftlichen Gremien – von der Ortsgruppe bis hin zum Bundesvorstand – jene Orte sind, in denen neben organisationspolitischen Notwendigkeiten die Anliegen unserer Mitglieder Platz haben, ehrlich diskutiert sowie gute Lösungsvorschläge entwickelt und weitergetragen werden.

Wir erheben den Anspruch, alle Arbeiter:innen in den von uns vertretenen Branchen zu vertreten – unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft oder Hautfarbe, ihrer Religion oder Weltanschauung, ihres Alters oder ihrer sexuellen Orientierung. Dazu braucht es Strukturen im Inneren, die einen wertschätzenden Umgang mit Diversität sicherstellen.

Wir haben eine starke und eigenständige Frauenorganisation mit einer statutarisch abgesicherten Verankerung, wirkungsvollen Mechanismen wie einer Quotenregelung und dem klaren Anspruch, Frauen mit dem Ziel der gleichen Teilhabe zu fördern.

Wir verfügen über die stärkste gewerkschaftliche Jugendorganisation innerhalb des ÖGB. Gute Jugendarbeit sichert die Zukunft der PRO-GE.

Wir sind stolz, dass uns im Rahmen der Pensionist:innenorganisation viele Gewerkschafter:innen auch nach ihrer aktiven Berufslaufbahn mit Rat und Tat zur Seite stehen, ihre jahrzehntelange Erfahrung einbringen und sich tagtäglich in der Gewerkschaftsarbeit und gegen Altersdiskriminierung engagieren.

Unser Wesen ist geprägt von der Vielfalt an Branchen innerhalb unserer Gewerkschaft. Wir erachten jede Branche als wichtig und sehen es als unsere Verpflichtung, uns für die Beschäftigten aller Branchen mit größtmöglichem Elan einzusetzen.

Wir sind eine starke und durchsetzungsfähige Organisation. Dafür benötigen wir viele Mitglieder, engagierte Funktionär:innen und hochqualifizierte hauptamtliche Mitarbeiter:innen, finanzielle Stärke und vieles mehr.

Gewerkschaft bedeutet Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Ein klares Rollenverständnis und eine sinnvolle Aufgabenverteilung tragen dazu bei, Eitelkeit oder Geringschätzung zwischen handelnden Personen zu vermeiden. Wir wollen eine Gewerkschaft sein, in der unsere Mitglieder stolz sind, dabei zu sein, unsere Funktionär:innen stolz sind, sie zu gestalten und unsere Mitarbeiter:innen stolz sind, dort zu arbeiten.

Ziele zu formulieren ist nur der Anfang, sie durchzusetzen die eigentliche Arbeit. Wenn wir 2028 auf die fünf Jahre davor zurückblicken, so wollen wir Folgendes erreicht haben:

  • mehr Mitglieder gewonnen, mehr Betriebe organisiert und den Organisationsgrad in den Betrieben erhöht;
  • in allen organisierten Betrieben mit mehr als fünf Jugendlichen einen Jugendvertrauensrat gewählt;
  • die Bildungsbeteiligung gesteigert;
  • engagierte Nachfolger:innen für ausscheidende Funktionär:innen gefunden;
  • mehr Raum für gewerkschaftspolitische Diskussionen vom Betrieb bis zur Bundesebene geschaffen;
  • 2.000 Euro Mindestlohn in unseren Kollektivverträgen umgesetzt;
  • Arbeitszeiten insbesondere bei belastender Arbeit verkürzt.

Mit dem Gefühl, dass wir durch Stärke, Mut und Solidarität die Dinge für unsere Mitglieder zum Positiven verändern konnten, schmieden wir Pläne für die Zukunft.